Die Verbreitung von Behavioural Science in der Finanzindustrie in Deutschland
Wie verbreitet ist Behavioural Science in der deutschen Finanzindustrie? Eine aktuelle Studie der CFA Society Germany unter 127 Führungskräften zeigt, dass ein Drittel der Finanzhäuser in Deutschland (32 Prozent) bisher keine Ansätze aus der Verhaltensökonomie nutzen.
Und dies, obwohl Behavioural Science ein wichtiges Werkzeug ist, um die psychologischen und soziologischen Einflüsse auf das Verhalten von Anlegern zu analysieren und zu verstehen. Die Umfrageergebnisse legen allerdings nahe, dass neun von zehn Teilnehmern positiv oder eher positiv gegenüber einer Integration von Modellen der Verhaltenswissenschaften stehen. 38 Prozent der befragten Arbeitgeber verwenden bereits Behavioural Finance-Ansätze, um menschlich-emotionalen Befangenheiten entgegenzuwirken. Allerdings beschränkt sich die operative Umsetzung meist auf Kunden- und Mitarbeiterbefragungen, während Werkzeuge zur Unterstützung von Investitionsentscheidungen, zum Screening von Verzerrungen und für A/B-Tests deutlich weniger häufig genutzt werden.
Die Umfrage zeigt zudem, dass fast zwei Drittel der befragten Führungskräfte ihre Kenntnisse in verhaltenswissenschaftlichen Methoden als mittelmäßig oder gering einschätzen. Nur etwa ein Fünftel der Finanzhäuser nutzt die Erkenntnisse der Verhaltensökonomie für verschiedene Zwecke wie Risikomanagement, Konzeption neuer Finanzlösungen und Gestaltung von Informationskampagnen.
Die Autoren der Studie sind der Meinung, dass das Potenzial der Behavioural Science im Finanzsektor noch nicht ausgeschöpft ist. Drei von vier Finanzprofis erwarten eine stärkere Verbreitung der Behavioural Science in den nächsten Jahren, insbesondere im Zusammenhang mit Trends bei moderner Datenanalyse, künstlicher Intelligenz und neuen digitalen Angeboten.
Die Einbindung von verhaltenswissenschaftlicher Lehre kann der Finanzbranche helfen, Marktineffizienzen aufzudecken. Allerdings wird das Thema auch auf regulatorischer Ebene aufmerksam verfolgt, um Manipulation und bestimmten Verhaltensweisen entgegenzuwirken. Die Studienautoren betonen die Bedeutung der Behavioural Science für die Finanzbildung und die Verbesserung der Risikoeinschätzungen in der Branche.
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